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Portrait 1: Nachfolge im Gastgewerbe – König mit Krone

Datum:
Kategorie:
Nachfolge
Autor:
Start-up BW Redaktion
Portraitaufnahme der Familie Köhler in ihrem Restaurant Köhlers Krone. Bildrechte: Köhlers Krone.

Michael Köhler hat das Hotel-Restaurant Köhlers Krone in Ehingen-Dächingen übernommen und führt den Familienbetrieb in dritter Generation gemeinsam mit seiner Frau Liane. Wie die Übergabe abgelaufen ist und wie es ist, die eigenen Eltern als Angestellte weiterzubeschäftigen, darüber haben wir uns mit ihm unterhalten.

Nachfolge BW: Michael, erzähl uns etwas über Euren Betrieb.

Michael Köhler: Gerne. Wir sind ein Hotel-Restaurant in dritter Generation und bieten unseren Gästen Kulinarik und die Möglichkeit zum Aufenthalt in einer landschaftlich reizvollen Umgebung im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. In unserem Saal können Familienfeste mit bis zu 120 Personen gefeiert werden. In unserem Backhaus backen wir zweimal in der Woche frisches Backwerk und im Biosphärenladen vertreiben wir tolle Produkte aus der Region.


Nachfolge BW: Du bist also quasi im Betrieb Deiner Großeltern und Eltern aufgewachsen.

Michael Köhler: Das kann man definitiv so sagen. Meine Geschwister und ich sind im Betrieb aufgewachsen und waren immer mit dabei. Wir haben das Geschäft und den Umgang mit Gästen und Kunden von Kindesbeinen an gelernt. Ich glaube, das ist in Familienbetrieben generell ein Thema, dass die Kinder mit den Betrieben der Eltern aufwachsen. Im Gastgewerbe aber vermutlich noch einmal deutlich ausgeprägter als in anderen Branchen – hier werden immer viele Hände gebraucht. Die ganze Familie leistet dort häufig einen wichtigen Beitrag zum Gasterlebnis und Erfolg des Betriebes.


Nachfolge BW: War Dir bereits in diesem Alter klar, dass Du den Familienbetrieb irgendwann übernehmen wirst?

Michael Köhler: Nicht unbedingt. Aber mein Weg hat mich trotzdem ins Gastgewerbe geführt. Nach meiner Ausbildung zum Hotelfachmann habe ich an der Universität Mannheim Betriebswirtschaftslehre studiert und war nach dem Studium für die DEHOGA Beratung tätig, für die ich auch heute noch als freier Berater im Einsatz bin. Von daher kenne ich das Gastgewerbe aus unterschiedlichen Perspektiven und konnte Berufserfahrung sammeln.
 

Nachfolge BW: Wann hat sich das dann konkretisiert, dass Du der Nachfolger wirst?

Michael Köhler: Meine Eltern haben das Thema sehr früh auf der Agenda gehabt und wollten es nicht bis ins fortgeschrittene Alter aufschieben. Meine Mutter hat 2017 dann die Marschroute ausgegeben, dass sie gerne bis zu ihrem 50. Geburtstag wüsste, wie es mit dem Betrieb weitergeht und ob die Kinder übernehmen möchten.
 

Nachfolge BW: Und nach Mamas Ansage tagte dann der große Familienrat?

Michael Köhler: Ja, so kann man sich das vorstellen. Ich habe noch drei Geschwister und wir haben uns alle gemeinsam und sehr transparent mit dem Thema Betriebsübergabe und Nachfolge auseinandergesetzt. Jeder hatte die Möglichkeit, in dieser Runde sein Interesse zum Ausdruck zu bringen.

Meine jüngste Schwester hat Food Science studiert und ist damit grundsätzlich im Hinblick auf ihre Berufswahl in der Branche unterwegs, war aber noch zu jung, um sich zum damaligen Zeitpunkt bereits konkret festzulegen. Mein Bruder hat sich beruflich für andere Wege entschieden und war nicht an der Übernahme des Betriebs interessiert. Meine zweite Schwester hat aufgrund ihrer familiären Situation abgelehnt. Sie ist mit einem schottischen IT-ler verheiratet, der keinen Bezug zur Gastronomie und Hotellerie hat. Sie engagiert sich aber für den Betrieb und arbeitet weiterhin bei uns mit. Ich hatte Interesse und nach dem Gespräch war für alle klar, wo die Reise hingeht.


Nachfolge BW: Dieses Gespräch im Kreis der Familie hat 2017 stattgefunden. Übernommen hast Du zum 1. Januar 2024. Was ist in der Zwischenzeit passiert?

Michael Köhler: Zuerst mal nicht viel. Es war nicht das Ziel meiner Eltern, den Übergabeprozess zum damaligen Zeitpunkt direkt anzustoßen. Zielsetzung war es, Klarheit für alle Beteiligten zu schaffen.


Nachfolge BW: Wann wurde es konkret mit den Übernahmeplänen?

Michael Köhler: Im Herbst 2022 wurde es dann konkreter mit den Überlegungen. Für meine Frau und mich war zu diesem Zeitpunkt klar, dass wir die Betriebsführung gemeinsam übernehmen werden. Sie kennt den Betrieb auch seit vielen Jahren, weil sie auch in der Vergangenheit und vor unserer Ehe schon mitgeholfen hat – Stichwort „Familienbetrieb“ und „viele Hände“. Wir haben im Frühjahr 2023 konkrete Schritte in die Wege geleitet.


Nachfolge BW: Was gab es alles zu regeln?

Michael Köhler: Da gibt es natürlich jede Menge Themen – formal wie organisatorisch.

Meinem Vater war wichtig, dass er mit dem Schritt der Übergabe uns auch Entscheidungsbefugnis und Gestaltungsmöglichkeiten einräumt. Das ist in der Branche nicht zwingend üblich. Oftmals behalten die Übergeber beispielsweise das Gebäude und sichern sich damit Einflussmöglichkeiten und Mitspracherecht bei umfangreicheren Veränderungen, die die Nachfolgenden umsetzen möchten. Das wird dann manchmal auch als Veto-Recht missbraucht und kann den Transformationsprozess erheblich verzögern. Mein Vater wollte mich nicht zum „König ohne Land“ machen. Dementsprechend ist nicht nur der Betrieb auf uns übergegangen, sondern auch Land und Immobilien. Das ist nicht selbstverständlich und dafür sind wir ihm sehr dankbar. Gemeinsam mit unserem Steuerberater und Notar haben wir hierfür einen guten Weg gefunden – übrigens auch für meine Geschwister.


Nachfolge BW: Habt Ihr Euch für den Prozess der Übergabe weitere Unterstützung ins Boot geholt?

Michael Köhler: Aufgrund meiner Tätigkeit für die DEHOGA Beratung war es natürlich naheliegend, dass wir die Förderangebote des Landes Baden-Württemberg in Anspruch nehmen. Als Nachfolger haben wir beispielsweise die geförderte EXI-Beratung in Anspruch genommen und darüber hinaus wurden wir gemeinsam durch einen Nachfolgemoderator unterstützt.


Nachfolge BW: Wie lief das erste Jahr nach dem Abschluss der Übergabe?

Michael Köhler: Von Abschluss würde ich eigentlich nicht sprechen – eher von Start. Wir haben zwar die formale Grundlage gelegt, aber wir arbeiten weiterhin alle zusammen in unserem Familienbetrieb, wenn auch mit veränderten Rollen. Mein Vater ist weiterhin der Küchenchef und verantwortet die Entwicklung im kulinarischen Bereich. Hier steht der Generationswechsel im Küchenteam noch aus, weil auch einer unserer angestellten Köche in Rente gehen wird. Auch meine Mutter hat weiterhin ihre klaren Verantwortungsbereiche und betreut beispielsweise unser Frühstücksangebot und den kompletten Reinigungsbereich.

Wir haben im ersten Jahr nicht alles auf den Kopf gestellt, sondern arbeiten uns sukzessive in unsere neuen Rollen hinein und müssen hier und da auch noch hineinwachsen. Wir stoßen kontinuierlich kleinere und bald auch größere Veränderungen an, auf die wir uns freuen. So habe ich beispielsweise digitalere Prozesse eingeführt und wir planen den Umbau der Küche, um uns auch hier für die Zukunft noch besser aufzustellen.


Nachfolge BW: Was ist für Dich die größte Herausforderung in Deiner neuen Rolle?

Michael Köhler: Den Spagat in unseren unterschiedlichen Rollen sehe ich aktuell noch als die größte Herausforderung. Ich bin jetzt der Vorgesetzte meiner Eltern – also Chef der Menschen, die das, was ich als Basis meiner unternehmerischen Tätigkeit übernehmen durfte, über viele Jahre und Jahrzehnte entwickelt und ausgebaut haben. Ich möchte der Verantwortung gegenüber dem Erbe meiner Eltern gerecht werden, Dinge gestalten und verändern und gleichzeitig der Leistung meiner Mutter und meines Vaters Wertschätzung gegenüber bringen. Beides im gleichen Maße zu tun, ist im Tagesgeschäft nicht immer einfach.

Auch für meine Frau ist es in manchen Situationen noch eine Herausforderung, jetzt nicht mehr die Kollegin zu sein, sondern die Chefin. Zusätzlich haben wir ja beide auch noch die Rolle als Eheleute und -partner – außerhalb der intensiven geschäftlichen Verbindung. Das ist tatsächlich, vermutlich wie für viele Unternehmerinnen und Unternehmer in Familienbetrieben, eine Herausforderung.


Nachfolge BW: Zum Abschluss: Welche Tipps möchtest Du anderen Unternehmerinnen und Unternehmern mit auf den Weg geben, die eine familieninterne Übergabe planen?

Michael Köhler: Ich denke, es ist wichtig, sich mit dem Thema frühzeitig zu beschäftigen, und zwar für beide Generationen, die an einer Nachfolgeregelung beteiligt sind.

Darüber hinaus möchte ich dazu ermutigen, auf die Förderprogramme und Angebote zur Unterstützung zurückzugreifen. Geduld auf dem Weg und bei der Umsetzung – mit allen Beteiligten und auch mit sich selbst – ist mit Sicherheit ebenfalls hilfreich.


Nachfolge BW: Wir bedanken uns für Deine Zeit sowie die Einblicke in Köhlers Krone und wünschen Euch weiterhin viel Erfolg.


Weitere Informationen:

Wie erfolgreiche Betriebsübergaben innerhalb der Familie und mit externen Nachfolgerinnen und Nachfolgern gelingen können, zeigen wir im Rahmen von Nachfolge BW.
Du hast selbst einen Betrieb übergeben oder übernommen und möchtest Deine Geschichte erzählen, dann melde Dich bei unserer Redaktion – startupbw-redaktion@fsbv.de.

Das Interview für Nachfolge BW führte Florian Schweer.


Bild: Köhlers Krone

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