Best Practice

„Raketenbahnhof“ und PopUp Store - zündende Ideen im Reutlingen

Datum:
Gebäude Innoport Reutlingen.

Die Stadt Reutlingen hat in der zweiten Runde des Landeswettbewerbes „Start-up BW Local – Gründungsfreundliche Kommune“ in der Kategorie „Stadt“ mit einem Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro den größten der drei Preisgeld-Koffer abgeräumt. Reutlingen konnte mit den Ergebnissen der Umsetzung des Wettbewerbsbeitrags der ersten Runde und neuen Ideen überzeugen.

Wir haben uns über die weiteren Fortschritte mit Markus Flammer vom Amt für Wirtschaft und Immobilien bei der Stadt Reutlingen unterhalten:

Start-up BW: Was hat Sie dazu motiviert, erneut am Landeswettbewerb Start-up BW Local teilzunehmen?

Markus Flammer: Nachdem wir in der Wettbewerbsrunde 2018/2019 "nur" Zweiter geworden sind, mussten wir unsere Enttäuschung im Anschluss an das Finale auf der Messe-Party des Start-up BW Summits mit ein paar alkoholischen Kaltgetränken verdauen... Relativ schnell waren wir dann aber hoch motiviert, diese "Scharte" auswetzen zu wollen und haben uns 2020/2021 wieder beworben. Spaß beiseite: Nach den guten Erfahrungen mit dem Wettbewerb 2018/2019 wollten wir auch 2020/2021 wieder von der Wettbewerbsteilnahme profitieren, aufgrund Corona mussten wir dann aber anders vorgehen.

Start-up BW: Wie sind Sie bei der Erstellung des Konzepts vorgegangen und welche konkreten Maßnahmen planen Sie? Welche Maßnahmen wurden seither umgesetzt?

Markus Flammer: Für die Erstellung beider Wettbewerbsbeiträge haben wir einen externen Berater beauftragt. Dieser hat uns wichtige Impulse "von außen" gegeben und mit uns gemeinsam die Konzepte entwickelt.

In 2018/2019 haben wir dann zunächst in mehreren Workshops ausgewählte Akteure aus dem Start-up Ökosystem Reutlingen (Gründerinenn und Gründer, Start-ups, Institutionen, Beraterinnen und Berater) nach den Bedarfen für unsere Stadt und Region befragt. Für den Wettbewerbsbeitrag 2020/2021 konnten diese Workshops aufgrund Corona leider nicht in der bewährten Form stattfinden. Die Stakeholder wurden anderweitig mit einbezogen, beispielsweise durch ein Online-Solution Lab und durch Interviews mit Expertinnen und Experten. Die Ergebnisse der Workshops flossen dann unmittelbar in das Konzept ein.

In der ersten Wettbewerbsrunde lag der Fokus auf dem Innovationszentrum INNOPORT. In Runde zwei war eine wichtige Maßnahme das PopUp Konzept "Wechselnder Wilhelm" in der Reutlinger Innenstadt. Beide Vorhaben wurden zwischenzeitlich umgesetzt und eröffnet.

Start-up BW: Aus der Perspektive der Gründerinnen und Gründer: was macht Reutlingen zum idealen Unternehmenssitz?

Markus Flammer: Reutlingen und die Region Neckar-Alb bieten ein hervorragendes Angebot an Gründungsunterstützung. Ein großes Netzwerk aus Kammern, Banken, Wirtschaftsförderungen und Hochschulen ("Pioniergarten"), CoWorkingSpaces, Coaches und Business Angels unterstützen Gründerinnen und Gründer auf vielfältige Weise. Wir bieten in Reutlingen ein breites Angebot an Räumen für Gründende an: Vom kostenlosen Büro für Studierende der Hochschule Reutlingen auf dem Hochschul-Campus, über Produktions- und Büroflächen in unserem GER-Gewerbepark, bis hin zu Labor- und Reinraumflächen im Technologiepark Tübingen-Reutlingen. Darüber hinaus haben wir in Reutlingen als Alleinstellungsmerkmal ein städtisches Existenzgründungsprogramm, aus dem wir an Gründerinnen und Gründer Mietzuschüsse gewähren können. Dazu kommt die Zugangsmöglichkeit zur Start-up BW Pre-Seed Finanzierung.

Eine hilfreiche Unterstützung für Start-ups sind auch die Angebote unseres Innovationszentrum INNOPORT. Hier finden sie Maker- und Meetingsspaces und als INNOPORT-Mitglied haben sie Zugang zur Community aus etablierten Unternehmen und Start-ups sowie zu Veranstaltungen rund um Gründung, Unternehmertum und Innovation. Zu guter Letzt bietet die IGNITIONS - Gründermesse Neckar-Alb alle zwei Jahre eine bewährte Plattform für Wissen, Geschäftsideen und Kooperationen.
Kurzum: Reutlingen ist der ideale Ort zum Gründen!

Start-up BW: Welche Maßnahmen sind besonders gut bei der Zielgruppe angekommen?

Markus Flammer: Besonders gut angenommen wurde unser am 5. November 2020 eröffnetes Innovationszentrum INNOPORT. Trotz der Pandemie-bedingten Einschränkungen werden die Angebote schon sehr gut in Anspruch genommen. Auch das im Sommer 2021 eröffnete PopUp-Konzept "Wechselnder Wilhelm" erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Sehr wichtig ist die Vernetzung aller Angebote und Akteure in der Stadt und Region Neckar-Alb.

Start-up BW: Welche Erfolgsgeschichten gibt es aus Reutlingen in puncto Gründung und Start-up zu berichten?

Markus Flammer: Auch hier möchte ich über zwei Gründer-Stories aus dem INNOPORT berichten, an denen man gut erkennen kann, dass diese Plattform funktioniert und wie sie funktionieren kann:

Mit REKI-Lighting hat im Frühjahr 2021 das erste Start-up seinen Prototypen im INNOPORT produziert. Das Start-up hätte sich die Maschinen zur Herstellung des Protypen selbst (noch) nicht leisten können. Durch die Nutzung der Maschinen im INNOPORT-Makerspace und durch die Unterstützung des INNOPORT-Teams konnte die erste beleuchtete Fliese produziert werden.

Im Fall des Start-ups JoeBob kam aber auch die Ausstattung im INNOPORT-Makerspace an seine Grenzen. In solchen Fällen verfügen wir dann aber über ein ausgezeichnetes Netzwerk und im Falle von JoeBob hat ein INNOPORT-Partner-Unternehmen dem Start-up unter die Arme gegriffen. Das gemeinsam entwickelte Produkt ist seit wenigen Wochen auf dem Markt.
Beide Stories ganz im Sinne des INNOPORT-Mottos "Zukunft.Zusammen.Machen"

Weitere Gründer-Erfolgsgeschichten aus Reutlingen: https://erfolg.neckaralb.de/

Start-up BW: Was hat Ihnen die Teilnahme am Wettbewerb gebracht?

Markus Flammer (lacht): 10.000 € Preisgeld in der Runde 2020/2021 und wertvolle Erkenntnisse aus der Konzeptionsphase. Die Teilnahme 2018/2019 war letzten Endes der Anstoß, sich mit der Vision eines Innovationszentrums eingehend zu beschäftigen. Im Frühjahr 2018 haben wir das Konzept erarbeitet und im Herbst 2020 den INNOPORT eröffnet. Noch Fragen?

In der Runde 2020/2021 war es mit dem Wechselnden Wilhelm genauso: Im Frühjahr/Sommer 2020 haben wir das Konzept erarbeitet und wir hätten es vor Weihnachten 2020 bereits eröffnet, wenn nicht der Lockdown dazwischen gekommen wäre. So konnten wir im Sommer 2021 eröffnen.

Start-up BW: Warum sollten sich Kommunen aus Ihrer Sicht für eine Teilnahme an der dritten Wettbewerbsrunde von Start-up BW Local anmelden?

Markus Flammer: Uns hat bei beiden Teilnahmen am meisten gebracht, dass wir unsere bestehenden Gründungs-/Start-up-Unterstützungs-Aktivitäten zunächst einmal reflektiert haben: Was tun wir? Wen unterstützen wir?

Dann haben wir Gründerinnen und Gründer sowie weitere Akteure der Gründungsförderung mit einbezogen, um herauszufinden, was benötigt wird und was fehlt.

Wichtig waren auch die Impulse des externen Beraters, der zum Einen Best-Practices aus anderen Regionen und zum Anderen Erkenntnisse aus der Wissenschaft eingebracht hat.
Alles gemeinsam wurde dann in ein für den Standort maßgeschneidertes Konzept gepackt.
Ohne den Impuls und die Unterstützung aus dem Wettbewerb hätten wir das vermutlich nicht so zielgerichtet gemacht. Der Wettbewerb ist also ein guter Anlass, seine Aktivitäten zu reflektieren, die aktuellen Bedarfe zu erheben und neue Maßnahmen zu konzipieren.

Start-up BW: Wir wünschen weiterhin viel Erfolg, bedanken uns für den Erfahrungsbericht und das Gespräch.


Gründungsinteressierte, Gründerinnen, Gründer und Start-ups in Reutlingen und Umgebung können sich hier rund und das Thema Gründung informieren:

Innovationszentrum INNOPORT: www.innoport-reutlingen.de
Gründungsnetzwerk Pioniergarten: https://pioniergarten.de/de/
Wechselnder Wilhelm: wechselnder-wilhelm.de
IGNITIONS - Die Gründermesse Neckar-Alb : www.ignitions-neckaralb.de
Gründerkompass Neckar-Alb: www.gruenderkompass-neckaralb.de/

Ansprechpartner bei der Stadt Reutlingen:

Markus Flammer
Stadt Reutlingen, Amt für Wirtschaft und Immobilien
Marktplatz 22, 72764 Reutlingen
07121/303-2143
markus.flammer@reutlingen.de
wirtschaft@reutlingen.de
www.reutlingen.de/wirtschaft

Bild: Innoport Reutlingen | Melanie Schneider

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